18. Januar 2013

CS1_8527_hkHeute (18.01.2013) berichtet die „WELT“ über „53.000 Fälle von Krankenkassen-Abrechnungsbetrug„.

Schaut man sich den Artikel genau an, wird jedoch schnell klar, wie tendentiös auch dieser Artikel ist. Liest man nämlich weiter, stelt man fest, dass die „WELT“ diese Zahl nicht selbst recherchiert hat oder aus belastbaren Quellen entnimmt, sondern lediglich die  „Frankfurter Allgemeiner Zeitung“ zitiert, die darauf hingewiesen hatte, dass die gesetzlichen Krankenkassen 2010 und 2011 rund 53.000 „Fälle von Ärzten, Apothekern, Krankenhäusern oder anderen Geschäftspartnern registriert“ hätten.

Was für Fälle möchte man Fragen. Und die „Welt“ antwortet lapidar: „meist Abrechnungsbetrug“ um dann aber gleich hinzuzufügen, dass in 2600 Fällen die Staatsanwaltschaft ermittelt habe.

Was denn nun? 53.000 Fälle oder 2.600? Der Unterschied ist ja doch beträchtlich und da wäre es natürlich interessant zu wissen, warum nur in 2.600 Fällen ermittelt wurde. Hat sich also in den anderen 50400 Fällen ergeben, dass die Vorwürfe nicht haltbar waren?

Natürlich wird in die Überschrift die Zahl „53.000“ gesetzt. Liest sich ja auch spannender als 2.600.

Und so wird dann auch mit den übrigen Zahlen in diesem Bericht gearbeitet. Der Leser erfährt nämlich auch noch, dass die Krankenkassen in den Jahren 2010 und 2011  Schadenersatzforderungen von insgesamt 41 Millionen Euro durchgesetzt hätten. Für sich betrachtet natürlich eine beeindruckende Zahl. Berücksichtigt man jedoch, dass die Krankenkassen in diesem Zeitraum Gesamtausgaben von € 370 Mrd. hatten, relativiert sich diese Zahl doch sehr stark. Wir sprechen dann nämlich nur noch von 0,01% der Gesamtausgaben. Ist eine Berichterstattung in dieser Form vor diesem Hintergrund noch zu rechtfertigen? Geht es da noch um objektive Berichterstattung und ernstzunehmenden Journalismus oder um Stimmungsmache oder zumindest um das Aufgreifen von Stimmung zum Zwecke der Auflagensteigerung?

Tatsächlich erscheint es so, dass eine Zeitung von der anderen abschreibt und dass damit eine Berufsgruppe in Verruf gebracht wird, die es nicht verdient hat, dass über „die korrupten Mediziner“ berichtet wird. Dass die Politik sich hier von dieser veröffentlichten Meinung so treiben lässt ist bei den einen offenbar Populismus und bei den anderen augenscheinlich die Angst nicht wieder als Ärztepartei gebrandmarkt zu werden.

Dass allerdings die Berufsstandsvertreter sich dieser Art der Berichterstattung nicht deutlicher entgegenstellen und im Gegenteil sogar noch mehr Ermittlungsbefugnisse für die Kammern fordern, ist kaum nachzuvollziehen. Es wäre an der Zeit, deutlich zu sagen „Nein, DIE Ärzte sind nicht korrupt. Ja, es gibt schwarze Schafe wie in jeder anderen Berufsgruppe auch und gegen diese wird mit allen berufsrechten Sanktionsmittel bis hin zum Approbationsentzug vorgegangen“. Es wäre auch schön, wenn der Bundesgesundheitsminister das so deutlich sagen würde, um dieser unsachlichen Diskussion endlich die Grundlage zu entziehen.

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