14. April 2025

Gerade hat der Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung (SVDGV) seinen zweiten DiGA-Report vorgelegt. (zum ersten DiGA-Report siehe unseren BLOG-Beitrag vom unter: DiGA-Report 2023 verzeichnet Wachstum auf dem DiGA-Markt) Der Bericht zieht für das Jahr 2024 erneut eine durchaus positive Bilanz der DiGA-Entwicklung, kritisiert zugleich aber auch die zunehmenden (bürokratischen) Hürden für die Hersteller.

Erfolgsgeschichte DiGA

Anders als der extrem kritische Bericht des GKV-Spitzenverbandes zieht der DiGA-Report des SVDGV eine überwiegend positive Bilanz zur Nutzung von DiGA. Denn die Zahlen, dass die als „Innovation Made in Germany“ gefeierten DiGA im 4. Jahr ihres Bestehens nahezu eine Million Mal von PatientInnen genutzt wurden. Wie der Report anschaulich aufzeigt, stieg die Anzahl der eingelösten Freischaltcodes zum Stichtag 31.12.2024 mit erheblichen zweistelligen Zuwachsraten an. Gleichzeitig wurde das DiGA-Angebot mit 59 gelisteten DiGA noch breiter und vielfältiger. Spitzenreiter unter den DiGA ist weiterhin der Bereich „Psyche“, der mit 27 gelisteten Anwendungen aus der Masse hervorstach. Der Report belegt außerdem, dass das im Fast-Track-Verfahren angelegte Erprobungsjahr ein entscheidender Erfolgsfaktor für DiGA ist und nur 9 von insgesamt 35 zunächst vorläufig gelisteten DiGA aus dem Verzeichnis gestrichen wurden.

Auf der anderen Seite ging die Anzahl der Neuaufnahmen ins Verzeichnis in den ersten zwölf Monaten des DiGA-Jahres 2024 im Vergleich zu den drei Vorjahren (2020-2023) eindeutig zurück. Woran das liegt und vor welchen Herausforderungen Politik und Selbstverwaltung in der neuen Legislaturperiode stehen, analysiert der DiGA-Report des SVDGV eindrücklich.

Kritikpunkt: Pflicht zur anwendungsbegleitenden Erfolgsmessung

Ein entscheidender Gesichtspunkt für den künftigen Erfolg oder Misserfolg von DiGA ist die Umsetzung der mit dem DigiG eingeführten (umstrittenen) Pflicht für alle Hersteller ab dem 1. Januar 2026 eine „anwendungsbegleitende Erfolgsmessung“ (AbEM) durchzuführen. Diese Erfolgsmessung knüpft bekanntermaßen an einen variablen Preisanteil von 20 % der DiGA-Vergütung an.

Der SVDGV wirft insoweit zu Recht die Frage auf, warum der Gesetzgeber mit den DiGA ausgerechnet den jüngsten Versorgungssektor für die Einführung dieses Value Based Healthcare-Ansatzes ausgewählt hat. Für den SVDGV ist dabei entscheidend, dass die Pflicht zur AbEM für die Hersteller nicht zum nächsten „Bürokratie-Ungetüm“ wird. Deshalb hat der SVDGV bereits im Juli 2024 fünf entscheidende Eckpunkte für eine praxistaugliche Umsetzung der AbEM herausgearbeitet (siehe SVDGV-Positionspapier-AbEM.pdf), die in der Gesetzgebung bisher allerdings nicht berücksichtigt wurden.

Kritikpunkt: Freischaltprozess

Der Report kritisiert zudem, dass der (nach wie vor analoge) Prozess von der Verschreibung einer DiGA bis zur Einlösung des Freischaltcodes durch den Versicherten durchschnittlich 14 Tage dauert und damit den gesetzlichen Vorgaben widerspricht. Wie der Report ermittelt hat, dauert die Bearbeitungszeit für DiGA-Rezepte bei den Krankenkassen durchschnittlich mehr als dreimal so lang wie die gesetzlich vorgesehenen zwei Arbeitstage. Deshalb setzt sich der SVDGV dafür ein, dass die Einlösung von DiGA-Rezepten für die Versicherten so einfach wie möglich wird und fordert, das Provisorium der Freischaltcodes aus der Anfangszeit der DiGA endlich mit einer langfristigen Lösung zu ersetzen. Erklärtes Ziel ist es, dass die Versicherten ihre DiGA-Rezepte ohne den Umweg über ihre Krankenkassen einlösen können.

Ausblick

Auch wenn die DiGA im 4. Jahr ihres Bestehens deutlich besser in der Versorgung angekommen sind, ist das angestrebte Ziel, diese als dritten Versorgungssektor im deutschen Gesundheitswesen zu etablieren, im Jahr 2024 nicht erreicht. Die steigenden regulatorischen Anforderungen erschweren gerade jungen und innovativen DiGA-Unternehmen zunehmend die Markteinführung.

Kategorien
Newsletter
Wollen Sie unter den Ersten sein, die über aktuelle Entwicklungen im Gesundheitsrecht und der Gesundheitspolitik informiert werden?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.