26. Februar 2024

Zu Beginn des Jahres 2024 ist erstmalig der DiGA-Report des Spitzenverbandes Digitale Gesundheitsversorgung e.V. (SVDGV) erschienen. Der Report fokussiert sich (anders als die bekannten Reports der Krankenkassen) auf die Marktentwicklung von DiGA in Deutschland auf Basis von Herstellerangaben – und zwar seit ihrer Einführung im Oktober 2020 bis September 2023.

Herzstück des 24-seitigen Reports ist eine Datenauswertung der ins DiGA-Verzeichnis erfolgreich aufgenommenen oder inzwischen gestrichenen Anwendungen, der Nachfrage nach DiGA sowie der Alters- und Geschlechtsverteilungen von DiGA-Nutzer:innen. Die Auswertung ergibt u.a., dass die Anzahl eingelöster Freischaltcodes von etwa 39.000 im ersten Jahr auf 206.000 im dritten Jahr gestiegen ist, was einer Gesamtzahl von 370.000 eingelöster Freischaltcodes entspricht. Interessant ist auch, dass es offenbar geschlechtsspezifische Unterschiede in der Nutzung von DiGA gibt und Frauen diese häufiger nutzen als Männer. Überraschend ist, dass nicht etwa die Generation der „Digital Natives“ zu den Hauptnutzer:innen der Anwendungen zählt, sondern Menschen zwischen 50 und 64 Jahren.

Speziell für Hersteller enthält der Report ein eigenes Kapitel zur gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der DiGA-Branche mit dem Titel „DiGA als Wirtschaftsfaktor“. Die hier ausgewerteten Daten sollen ein kontinuierliches und nachhaltiges Wachstum auf dem DiGA-Markt belegen. Entsprechend haben die Anzahl und die Bandbreite der verzeichneten DiGA in den letzten Jahren stark zugenommen. Ein Blick über den Tellerrand zeigt zudem, dass gerade weitere europäische Länder, wie z. B. Belgien, von der internationalen Vorreiterrolle Deutschlands lernen wollen und vergleichbare Zulassungsprozesse zur Erstattung von DiGA im Rahmen der Regelversorgung planen.

Das positive Bild, das der Report für die Branche zeichnet, wird im Kapitel „Weiterentwicklung von DiGA“ durch Kritik am mangelnden Bekanntheitsgrad und der bisher suboptimalen Verordnungspraxis von DiGA deutlich getrübt. Der Report sieht dringenden Nachbesserungsbedarf, sowohl was die Information und Aufklärung von potenziellen Nutzer:innen von DiGA als auch die Einbeziehung von verordnenden Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen (Stichwort „hybride Versorgung“) angeht. Der Report plädiert zudem für eine anbieterneutrale Aufklärung durch die Krankenkassen und eine zügigere Aushändigung der DiGA-Freischaltcodes durch die Krankenkassen, auf welche die Versicherten laut Datenauswertung derzeit im Durchschnitt noch 13 Tage (!) warten müssen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Report – nach den vielen negativen Berichten etwa zum fehlenden Nutzennachweis von (vorläufig) aufgenommenen DiGA oder zu Insolvenzen von DiGA-Herstellern – die Wachstumschancen auf dem DiGA-Markt für Hersteller angesichts des großen Potenzials für die Versorgung durchaus positiv bewertet, was natürlich erfreulich ist. Dass mit diesem Bericht erstmals gezielt die Herstellerseite in den Blick genommen wird, ist aus Sicht der Autorin zu begrüßen, die Einbindung von nichtärztlichen Leistungserbringern in die Versorgung mit DiGA bleibt jedoch ein Aspekt, der bisher von allen Seiten zu wenig mitgedacht wird.

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