15. Januar 2013

Positive Bilanz und Impulse des Symposiums „Sektorenübergreifende Versorgung und Wettbewerb im Gesundheitswesen“

14. Januar 2013 – „Trotz jahrzehntelanger Reformanstrengungen hat Deutschland noch erhebliche Defizite bei der Integration von ambulanter und stationärer Versorgung“, mit dieser These von Professor Eberhardt Wille vom Sachverständigenrat für das Gesundheitswesen waren sich alle Teilnehmer des Symposiums „Sektorenübergreifende Versorgung und Wettbewerb im Gesundheitswesen“ schnell einig. Ob besser strukturierte Wettbewerbsparameter der richtige Weg zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung sind, wurde dagegen sehr kontrovers diskutiert. „Neue Impulse für die sektorenübergreifende Versorgung versprechen wir uns vor allem von der neuen ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung“, betonte Prof. Thomas Voigtländer, Leiter des kardiologischen Versorgungszentrums im Bethanienkrankenhaus (CCB), der die erste Diskussionsrunde des Symposiums leitete.

Mehr als 80 Teilnehmer aus allen Bereichen des Gesundheitswesens waren am 14. Januar 2013 der Einladung des Zentrums für Gesundheitswirtschaft und -recht (ZGWR) an die Fachhochschule Frankfurt am Main gefolgt, um aktuelle Fragen der Gesundheitspolitik zu diskutieren. Thema und Zeitpunkt seien sehr gut gewählt, bestätigten die Frankfurter Gesundheitsdezernentin Rosemarie Heilig und der Marburger Landtagsabgeordnete Thomas Spies in ihren Grußworten. Ministerialrat Jochen Metzner, Referatsleiter für Krankenhauswesen des Hessischen Sozialministeriums, nutzte die Gelegenheit, den Anteil Hessens an der jüngsten Gesundheitsreform herauszustellen. „Durch das Versorgungsstrukturgesetz können erstmals die Länder bei entscheidenden Fragen der Gesundheitsversorgung mitreden und die regionalen Strukturen in den Vordergrund stellen“, betonte er. Eine kritische Bilanz der Entwicklung im stationären Bereich zog Professor Thomas Busse, ZGWR, der vor allem auf das erhebliche Investitionsdefizit bei den Krankenhäusern hinwies. Norbert Sudhoff, Landesgeschäftsführer Barmer GEK plädierte dafür, die mengenorientierte Steuerung des Gesundheitswesens durch eine sektorenübergreifende prozessorientierte Versorgung zu ersetzen. „Die Notwendigkeit zur sektorenübergreifenden Versorgung endet nicht bei stationärer und ambulanter Behandlung, sondern muss die Pflege mit einbeziehen“, betonte Professorin Michaela Röber, ZGWR, und schlug vor, künftig lokale Netzwerke durch Pflegestützpunkte zu initiie-ren. Sie fand hierbei die Unterstützung von Roland Kaiser, ärztlicher Geschäftsführer der Landesärztekammer Hessen, der sich für die Einbeziehung pflegerischer, sozialer und infrastruktureller Versorgungsaspekte in die sektorenübergreifende Versorgung der Zukunft aussprach.

Einigkeit bestand bei den Teilnehmern in der positiven Bewertung der strukturierten Behandlungsprogramme (DMP), die im Unterschied zur integrierten Versorgung auch nach Auslaufen der Anschubfinanzierung ihre Existenzberechtigung bewiesen hätten, weil sie die Qualität der Versorgung stark verbessern. Dieses Konzept sollte daher auf weitere Versorgungsbereiche ausgedehnt und mit der integrierten Versorgung verknüpft werden. Nur wer seinen Patienten und den Krankenkassen einen zusätzlichen Nutzen bei der Gesundheitsversorgung vermitteln kann, sollte sich auf das Wagnis eines integrierten Versorgungsnetzes einlassen, so das Fazit von Andreas Willmann, Geschäftsführer der nordhessischen Ärztegenossenschaft DOX.

Veranstaltungsleiter Professor Hilko Meyer zog eine positive Bilanz des Symposiums. „Mit unserem Versuch, die aktuelle Gesundheitspolitik an die Hochschule zu holen, haben wir voll ins Schwarze getroffen. Die ungewöhnlich offene Diskussion und der große Zuspruch der Teilnehmer ermutigen uns, diesen Weg fortzusetzen“, erklärte er und kündigte für den Frühsommer eine Folgeveranstaltung zum Thema Arzneimittelversorgung an. Meyer ist Studiengangsleiter des berufsbegleitenden Masterstudiengangs Healthcare Administration and Contracting (MHAC) der Fachhochschule Frankfurt am Main, der sich an Berufstätige aus allen Sektoren des Gesundheitswesens richtet und im März 2013 zum zweiten Mal startet.

Quelle:
Prof. Dr. Hilko J. Meyer
Zentrum für Gesundheitswirtschaft und -recht (ZGWR)
Fachhochschule Frankfurt am Main
Internet: http://www.fh-frankfurt.de/zgwr
E-Mail:

in Kooperation mit Lyck & Pätzold Medizinanwälte

Kategorien
Newsletter
Wollen Sie unter den Ersten sein, die über aktuelle Entwicklungen im Gesundheitsrecht und der Gesundheitspolitik informiert werden?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.