Während vielerorts der Ärztemangel mediale Beachtung findet, haben die Praxen ein anderes, nicht minder relevantes Problem bei der Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung; einen Mangel an gutem und qualifiziertem Fachpersonal. Auch gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen ihren Wert und können sich den Arbeitgeber häufig aussuchen. Umso wichtiger ist es geworden, auffällig und attraktiv zu sein, nur so bewerben sich auch die besten Kandidaten. Zeitgleich ist es unerlässlich, sich schon im Stellenangebot an die Vorschriften des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes zu halten. Wie also findet man das beste Personal und sichert sich rechtlich bestmöglich dabei ab? Die folgenden Beiträge sollen Aufschluss geben.
Die Stellenanzeige und das Interesse des Bewerbers
Die Stellenanzeige ist wohl einer der wichtigsten Faktoren bei der Suche nach gutem Personal. Sie muss so gestaltet und platziert sein, dass sie überhaupt gelesen wird. Sie sollte alles Wichtige beinhalten und dabei übersichtlich sein. Zudem darf sich niemanden von vorne herein von der Bewerbung ausgeschlossen fühlen. Erst durch die Anzeige kommt der von Ihnen gewünschte Bewerber überhaupt auf die Idee, für Sie zu arbeiten. Sie erfordert daher besondere Beachtung.
Als erstes sind die Umstände der Stellenanzeige zu betrachten: Wo wird inseriert und wieviel Platz hat man zur Verfügung? Der klassische Weg über Zeitschriften und Zeitungen ist beinahe überholt, sollte dennoch nicht generell ignoriert werden. In ländlichen Gebieten werden „Wochenblättchen“ immer noch gerne gelesen. Bei klassischen Inseraten bzw. Anzeigen sind allerdings Platzprobleme nahezu garantiert. Daher gilt: Wenn es finanziell machbar ist, sollten sie von einer Kleinanzeige absehen und stattdessen eine größeres Anzeigenformat wählen. Die Vorteile einer besseren Sichtbarkeit liegen dabei auf der Hand. Unterschätzen Sie in diesem Zusammenhang nicht den Effekt von Farbe. Ein schöner Rand, ein Praxislogo in Farbe können helfen. Der erste Eindruck zählt bekanntermaßen. Selbiges gilt auch für Online-Stellenanzeigen, sofern diese eine Gestaltung zulassen. Übergehen Sie auch nicht die Möglichkeit einer Anzeigeschaltung etwa bei Facebook. Die Kosten hierfür sind überschaubar und die Reichweite kann sehr einfach regional eingeschränkt werden. Zuletzt bleiben noch Karrierenetzwerke wie Xing und LinkedIn, die ebenfalls genutzt werden können.
Wirklich wichtig, die Substanz jeder Stellenanzeige, ist bei allen optischen Kniffen und Aufwertungen, letztlich doch der Inhalt. Ob Kleinanzeige oder ein etwas größerer Rahmen, der Platz will bestmöglich genutzt werden. Um nicht unnötig Zeichen zu verschwenden, bietet es sich daher an, die Anzeige mit etwas Kurzem wie etwa „Wir suchen“ zu beginnen. Das spart nicht nur Platz, sondern wirkt teamorientiert und familiär. Ebenfalls effizient ist der Verzicht auf Standardfloskeln. Jeder sucht „freundliches“ und „engagiertes“ Personal, dies ist keine erforderliche Qualifikation oder Besonderheit und auch die Bewerber wissen, dass solche „Softskills“ von ihnen erwartet werden.
Nicht fehlen sollten jedenfalls die Qualifikationsanforderungen und der Einstellungstermin, denn hierauf kommt es an. Ein Satz wie „Ihre Bewerbung richten Sie bitte an“ kann dafür wieder entfallen, Kontaktdaten alleine reichen.
Nicht zu vergessen ist auch der eigene Online-Auftritt. Hier können Sie so umfangreich wie gewollt ein Stellenangebot schalten, interessierte Bewerber werden ohnehin vorher Recherche betreiben und auf Ihre Webseite stoßen. Sollten Sie also fürchten, dass Ihre Stellenanzeige in der örtlichen Zeitung nicht umfangreich genug war, besteht hier die Möglichkeit der Präzisierung, seien sie damit aber sparsam!
Eine zu präzise Stellenausschreibung kann schnell mit dem AGG kollidieren, wenn plötzlich durch ein unüberlegtes Wort oder eine schlechte Formulierung Gruppen von Menschen ausgeschlossen sind. Weil Ihr Onlineauftritt zeitgleich Ihre erste vollkommen eigene Repräsentanz für den potenziellen Bewerber darstellt, sollte er auch einen guten Eindruck machen, einladend wirken und aktuell sein.
Befinden Sie sich in einem besonders umkämpften Markt kann es notwendig werden, besonders interessante Angebote zu machen, auch solche Vorteile gehören dringend bereits in die Stellenanzeige, um bei der hohen Nachfrage für das geringe Angebot auf Anhieb attraktiv zu sein. Warum sollte man gerade für Sie arbeiten? Da etwa Vereinbarkeit von Beruf und Familie einen weiter wachsenden Stellenwert genießen, sollten derartige Dinge schon in der Stellenanzeige auftauchen, ebenso wie überdurchschnittliche Vergütung oder mehr Urlaubstage als üblich.
Ebenfalls kommt es gut an, wenn Sie ein Vorabgespräch am Telefon anbieten. So müssen Bewerber nicht erst alle Unterlagen abschicken und beide Seiten können auf Anhieb die Chemie testen.
Hat man sich letztlich für Ort und Inhalt der Stellenanzeige entschieden wartet noch die letzte Überprüfung auf Sie, die Anzeige darf niemanden diskriminieren oder auf Anhieb von einer Bewerbung ausschließen oder überhaupt nur so wirken. Ein Fehler an diesem Punkt kann zu einer vermeidbaren Klage führen (oder auch mehreren) und sollte daher niemals übergangen werden.
Denken Sie daran, nach männlich, weiblich und divers zu suchen (und aktualisieren Sie alte Vorlagen für Stellenanzeigen entsprechend), seit dem 01.01.19 setzen Sie sich sonst dem Klagerisiko aus. Die Stellenanzeige hat nicht nur geschlechtsneutral, sondern auch altersneutral zu erfolgen, hier liegt ein größeres Fehlerpotenzial. Suchen Sie etwa nach „erfahrenen“ Kräften, sprechen Sie damit auf Anhieb ältere Bewerber an, was Ihnen im Zweifel auch so ausgelegt werden könnte. Suchen Sie dagegen nach „dynamischen und lernbereiten“ Kräften, spricht die Anzeige eher junge Menschen an. Wenn Ihr Praxisteam rein tatsächlich eher jung ist, sollten Sie dennoch vermeiden, „Verstärkung für unser junges Team“ zu suchen. All diese Formulierungen können als altersdiskriminierend ausgelegt werden.
Ebenfalls vermeiden sollten Sie das Anfordern eines Bewerbungsbildes. Ein solches lässt des Eindruck entstehen, dass Sie auch nach anderen Kriterien als Qualifikation entscheiden, an einem Bild lassen sich schließlich zahlreiche Dinge feststellen, die zu Diskriminierung führen können. Bleiben Sie daher lieber bei reinen Qualifikationsanforderungen und altersunabhängigen Merkmalen wie etwa „Flexibilität“ in der Arbeitszeit oder „hohes Maß an Teamorientierung“.
Wenn Sie diese Schritte beachtet haben, findet das bestmögliche Personal gut den Weg zu Ihnen, doch damit sind noch nicht alle Hürden überwunden. Was Sie im Bewerbungsgespräch beachten müssen und wie Sie Absagen richtig formulieren wir in unserem nächsten Beitrag.