Der Zahnmedizin in Deutschland steht ein Wandel bevor. Der Trend der letzten Jahre, weg von der Einzelpraxis, hin zu Medizinischen Versorgungszentren oder Berufsausübungsgemeinschaften mit spezialisierten Zahnärzten in verschiedenen Abteilungen oder gar an mehreren Standorten, wird sich in Zukunft noch verstärken. Damit ändern sich auch die Voraussetzungen für die Exitstrategien.
Die Gründe dafür sind so bekannt wie vielfältig, natürlich ist es in erster Linie eine Effizienz- und Kostenfrage, doch – und dieses Motiv könnte in Zukunft noch bedeutsamer werden – Zahnmediziner/innen der nächsten Generation setzen in Bezug auf ihr Arbeitsleben völlig andere Prioritäten, als es bisher in der Branche der Fall war.
Diesen Ansprüchen an die richtigen Arbeitsbedingungen – übrigens der Generation Y wichtiger als das Gehalt – können größere MVZs besser gerecht werden. Somit werden diese in Zukunft attraktiver für meist weiblichen Zahnärzte/innen sein. Der angestellte Zahnarzt/in ist außerdem nach Umfragen das Modell der Zukunft, hat die kommende Generation doch ein viel geringeres Interesse an einer Selbstständigkeit, deren Nachteile für sie den Vorteilen überwiegen.
Und genau hier liegt das Dilemma: Die üblichen Exitstrategien der Vergangenheit greifen nicht mehr.
Das bedeutet, daß es nicht mehr selbstverständlich oder gar einfach ist, die Praxis zu einem adäquaten Preis zu veräussern, wenn überhaupt ein Käufer/in gefunden wird. Dies gilt im übrigen für alle Praxismodelle, von der Einzel- bis zur großen Mehrbehandlerpraxis.
Eine Umfrage unter Studenten des letzten Semesters hat ergeben, daß nur fünf von hundert Studenten planen, eine Praxis zum Erwerb zu suchen. Die Einzelpraxen sind uninteressant, weil die zukünftigen Zahnärzte lieber mit Kollegen zusammenarbeiten wollen, die großen Praxen sind Arbeits- und Kostenmonster und die Wertvorstellung der veräussernden Zahnmediziner meist so unrealistisch, daß selbst erfolgreiche Strukturen keinen Käufer finden, zumindest keinen, der die geforderte Summe tatsächlich bezahlen will oder kann.
Da passt es der Branche gut, daß durch die Umwandlung der Praxen in ein MVZ, diese für neue Käufergruppen attraktiv werden. Kapitalgeber kommen aktuell auf den Markt und interessieren sich dafür, insbesondere größere Praxen zu erwerben und zu einer Gruppe zusammen zu fügen. Auch hier liegt neben der Idee der Gewinnmaximierung der Grundgedanke vor, Synergien zu nutzen und den immer weiter steigenden Anforderungen in der modernen Zahnmedizin durch Kooperationen der beteiligten Praxen gerecht zu werden.
In einem seriösen Konzept ergeben sich hier große Vorteile und Chancen für den unternehmerisch denkenden Zahnarzt trotz Verkaufs, den Bestand und die Entwicklung seiner bereits erfolgreichen Praxis zu gewährleisten und von Effekten einer zukunftsorientierten Gemeinschaft zu profitieren.
In den Gedankenmodellen geht es von einer zentralen Einkaufsstrategie, über die Nutzung einer übergeordneten Marketingstruktur, Personalgewinnung und -management bis hin zu Unterstützung in Rechtsfragen, Nachfolgeregelungen und der immer weiter wachsenden Bürokratie im Praxisalltag. Für wen ist ein Praxisverkauf an eine solche Gruppe interessant? Für alle unternehmerisch denkenden Zahnärzte! Natürlich für diejenigen, die sowieso zum Beispiel aus Altersgründen über einen Exit aus der Praxis nachdenken und sich um den Bestand und das Vermächtnis ihrer Praxis Gedanken machen, aber auch für junge Zahnärzte, die erfolgreiche Praxen führen, die zum einen ihre Erfolgsgeschichte mit Unterstützung fortschreiben, aber auch zusätzlich Teil einer neuen Entwicklung in der Zahnmedizin in Deutschland sein wollen.
Fazit
Dass diese Entwicklung passieren wird, steht ausser Frage. Tatsächlich hat sie längst begonnen. Die Frage ist vielmehr: Welche Rolle spielt der Zahnarzt in dieser Entwicklung? Wer agieren will, anstatt reagieren zu müssen, wer gestalten und kontrollieren und wer von Synergien und Best Practice Transfer profitieren will, für denjenigen ist durch das aktuelle Interesse verschiedener Gruppen jetzt ein guter Zeitpunkt über seine Exitstrategien nachzudenken. Aus unserer Beratungserfahrung ergeben sich gerade sehr spannende Opportunitäten.
(Gastbeitrag der LPS Group GmbH)