30. September 2009

Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen verlangt ein Ende des Wahlkampfs auf dem Rücken der Ärzte. „Statt ständig die Mitglieder eines ganzen Berufsstandes über einen Kamm zu scheren, sollte man differenziert schauen, wo es Probleme oder Ungereimtheiten gibt“, stellten die Vorstandsvorsitzenden Dr. med. Margita Bert und Dr. med. Gerd W. Zimmermann fest. „Denn trotz eines nicht zu leugnenden Fehlverhaltens von Einzelnen muss festgehalten werden, dass es dem überwältigenden Teil der Ärzte in erster Linie darum geht, ihre Patienten bestmöglich zu versorgen. Und dies trotz immer mehr Bürokratie, trotz enormer zeitlicher Inanspruchnahme und trotz jahrelanger Budgetierung der ärztlichen und psychotherapeutischen Honorare.“

Politik und Medien gefallen sich seit Wochen darin, Ärzte als geldgierig und korrupt darzustellen. Mal wird kritisiert, dass die Ärzte mit dem angeblich so stark gestiegenen Honorar nicht zufrieden sind. Dann heißt es, Kassenpatienten würden schlechter behandelt bzw. müssten viel länger auf einen Termin warten als Privatpatienten. Beliebt ist auch das Thema „Rezeptbetrug auf Kosten der Krankenkassen“. Und aktuell stehen die Prämienzahlungen von Krankenhäusern an Ärzte im Fokus.

„In den Sog dieser Stimmungsmache geraten zwangsläufig auch die vielen tausend Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die sich völlig korrekt verhalten und denen es ausschließlich um das Wohl ihrer Patienten geht“, so Dr. Bert und Dr. Zimmermann weiter. „Vielleicht, so mag mancher Politiker denken, kann man auf diese Weise das Fehlen nachhaltiger Konzepte zur Reform unseres Gesundheitswesens kaschieren. Dass dies auf Kosten des Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und Patient geschieht, nimmt man offensichtlich billigend in Kauf.“

Fakt ist: Dort, wo es Fehlverhalten im Gesundheitswesen gibt, müssen die Beteiligten zur Rechenschaft gezogen werden. Denn sie schädigen nicht nur die Allgemeinheit sondern auch den Ruf ihrer Kolleginnen und Kollegen. An den Stellen, an denen die KV Hessen ihren Beitrag dazu leisten kann, wird sie dies auch weiterhin tun. Die Zusammenarbeit beispielsweise mit der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt funktioniert seit Jahren sehr gut.

Fakt ist aber auch, dass der Gesetzgeber durch unklare Regelung der Verträge zur Integrierten Versorgung den aktuell kritisierten „Fangprämien“ bzw. Zuweiser-Pauschalen erst Tür und Tor geöffnet hat. Zudem gestattet der Gesetzgeber Klinikkonzernen Medizinische Versorgungs­zentren zu unterhalten und lässt damit unweigerlich zu, dass Überweisungen der Patienten auch in konzerneigene Kliniken erfolgen.

Der Vorstand der KV Hessen mahnt dringend zur Versachlichung der Diskussion. „Wer Termingarantien und ein Ende der Honorardebatte fordert, hat die Ursache für die Krisenstimmung bei den niedergelassenen Ärzten nicht verstanden. Dem Ansehen manches Bundespolitikers würde es indes gut anstehen, eigenes Fehlverhalten zuzugeben, anstatt davon durch das Lostreten einer erneuten Hetzjagd auf rzte ablenken zu wollen.“

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