13. Januar 2025

Gerade ist der repräsentative IT-Report Gesundheitswesen für das Jahr 2024 veröffentlicht worden. Er basiert auf einer Umfrage unter ärztlichen und pflegerischen KrankenhausdirektorInnen. Diese Umfrage wurde in ähnlicher Form bereits 2017 durchgeführt, sodass sich Vergleiche über einen Zeitraum von 6 Jahren ziehen lassen. Die Ergebnisse sind ernüchternd.

IT-Report Gesundheitswesen

Der IT-Report Gesundheitswesen 2024 ist der nunmehr 10. Report seiner Art und misst die digitale Reife deutscher Krankenhäuser. Die Forschungsgruppe Informatik im Gesundheitswesen der Hochschule Osnabrück, welche den Report verantwortet, hat dazu eine Umfrage unter ärztlichen und pflegerischen KrankenhausdirektorInnen durchgeführt. Gefragt wurde: „Wie veränderte sich die Gesundheits-IT aus User-Perspektive?“ Die Forscher wollten insbesondere herausfinden, ob die IT in der Versorgungspraxis angekommen ist und wie sie wahrgenommen wird.

Krankenhauszukunft: Kaum Effekte durch das KHZG

Auch wenn laut IT-Report im Jahr 2023 einige Krankenhäuser mit der Implementation und ggf. pilothaften Nutzung einiger geförderter IT-Systeme begonnen haben und bei ersten Fördertatbeständen eine Wirkung messbar ist, lässt sich doch erkennen, dass viele geförderte Projekte noch nicht einmal gestartet sind.

Entsprechend nüchtern fasst der Bericht die Ergebnisse der Befragung – etwa in dem wichtigen Bereich der Telemedizin (siehe dazu auch unseren Blog-Beitrag: „Neue Regelungen zur Telemedizin“ vom 04.12.2024) – wie folgt zusammen: „Telemedizin und Telemonitoring erfahren, wenn überhaupt, nur einen hauchdünnen Zugewinn und stagnieren über die sechs Jahre hinweg.“ Eine Stagnation über sechs Jahre (!) kann sich unser Gesundheitssystem nicht mehr leisten. Deshalb forderten auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und die Deutsche Gesellschaft für Telemedizin (DGTelemed) in einem gemeinsamen Positionspapier aus 2024, dass die telemedizinische Versorgung als Ergänzung zur Präsenzmedizin stärker im Rahmen der Krankenhausreform berücksichtigt werde – vorerst ohne Erfolg!

Entsprechend heißt es in den Schlussfolgerungen des IT-Reports: „Dennoch bleibt das Gesamtbild, dass sich zwei Jahre nach Antragstellung keine Effekte abbilden lassen, was sich die Politik vermutlich anders vorgestellt hat.“ In der Praxis mag dies sicher an dem vielfach beklagten erheblichen bürokratisch-administrativen Überbau des Förderverfahrens gelegen haben. Die fehlende Perspektive, den Aufwand weiter finanzieren zu können, darf jedenfalls nicht der Grund für die viel zu geringe Bewegung in der Verfügbarkeit von digitalen Systemen in deutschen Krankenhäusern sein.

Zur Erinnerung: Das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG)

Dabei war der Plan des Gesetzgebers vielversprechend. Durch das im September 2020 verabschiedete KHZG mit einer Fördersumme von insgesamt rund 4,3 Milliarden Euro – sollten deutsche Krankenhäuser finanzielle Unterstützung für digitale Infrastrukturprojekte bekommen und bis 2022 zu Innovationen in der Patientenversorgung ermutigt werden. Aufgrund der Corona-Pandemie und weiterer äußerer Belastungen (Inflation, steigende Energiepreise) wurde die Laufzeit des Krankenhausstrukturfonds und die Frist für die vollständige Umsetzung der geförderten Digitalprojekte dann um weitere zwei Jahre bis Ende 2024 verlängert. Die Krankenhäuser mussten deshalb bis 2024 vorerst nur nachweisen, dass beantragte Projekte zumindest beauftragt wurden.

Anschlussförderung

Im Vorwort des IT-Reports Gesundheitswesen wird nun auch die Forderung nach einer nachhaltigen und adäquaten Lösung für die Anschlussförderung der aufs Gleis gesetzten KHZG-Projekte erhoben, da der Handlungsbedarf – auch das zeigt die Studie in ihrer zeitlichen Entwicklung – eben nicht mit den durch das KHZG zur Verfügung gestellten Mitteln „abgegolten“ ist.

Fazit und Ausblick zur Krankenhauszukunft

Der digitale Transformationsprozess ist an vielen Stellen ins Stocken geraten. Nachdem inzwischen erste Grundsteine gelegt wurden, muss die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach 2023 bezeichnete „dringend benötigte Aufholjagd“ jetzt entschlossen fortgesetzt werden. Dabei müssen, wie es der IT-Report tut, die Bedürfnisse derjenigen, die tagtäglich mit den neuen Arbeitsprozessen und Strukturen arbeiten, die sog. „User-Perspektive“, bei der Implementierung in die Prozesse stets berücksichtigt werden. Ein Weiter so ist für unser aus den 1950er Jahren stammendes Gesundheitssystem definitiv keine Option.

 

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