6. Februar 2020

Weshalb braucht es Compliance-Management-Systeme (kurz: CMS) im Sport und was beinhalten solche Systeme? Der nachfolgende Beitrag soll die wichtigsten Aspekte dieser Thematik beleuchten und erklärt wie Interessenkonflikte, Führungs- und Steuerungsrisiken sowie korruptes Verhalten durch CMS verhindert werden können.

WORUM geht es?

Unter dem Begriff Compliance wird die Einhaltung der bestehenden Regeln bzw. das Handeln in Übereinstimmung mit den geltenden Regularien oder auch schlicht Rechtskonformität verstanden. Der Begriff versucht auszudrücken, dass ein Unternehmen seine Handlungen an den vorgegebenen (Rechts-)Vorschriften ausrichtet.

Vereine sind nicht mehr bloß Organisationen, in der sich Personen zur gemeinsamen Sportausübung zusammengeschlossen haben. Je höher ein Verein am lizensierten Spielbetrieb teilnimmt, desto wirtschaftlicher muss er aufgestellt sein. Hieraus ergibt sich nicht selten die Ausgliederung der Profiabteilung und die Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft, weil es an der zwingenden Voraussetzung der Gemeinnützigkeit fehlt. Folge: Vereine oder Verbände werden zu selbstständigen Wirtschaftsunternehmen und vermarkten ihren Verein gemäß einem Label. So hat es der BVB 09 geschafft, sein Unternehmen mit dem Slogan Echte Liebe zu verbinden- ähnlich wie der FC Bayern mit Mia san Mia. Gesellschaftsrechtlich strukturiert ist der FC Bayern mittlerweile als nichtbörsennotierte Aktiengesellschaft mit einem Umsatz in hoher dreistelliger Millionenhöhe.

Doch auch für kleinere Vereine machen CMS Sinn, da auch sie glaubwürdig das Image des sauberen Sports transportieren sollten. Sie können präventiven Charakter haben, damit strukturelle Probleme wie Korruption oder Doping nicht erst entstehen, oder auch repressiv, wenn Missstände entdeckt worden sind.

WIE sieht eine konkrete Umsetzung aus?

Ein CMS wird stets individuell aufgestellt und richtet sich nach der zuvor gezogenen Risikoanalyse. Darauf basierend wird herausgearbeitet, welche Compliance Maßnahmen konkret getroffen werden müssen. Je nach Bedürfnis wird nach externen und internen Risiken unterteilt und daraus wiederum werden Risikokategorien gebildet. Als interne Risiken kann beispielsweise der Prozess zur Vergabe und Organisation von Veranstaltungen kategorisiert werden. Die Risiken werden auf ihre Eintrittswahrscheinlichkeit hin analysiert und es sollten konkrete Verantwortlichkeiten festgelegt werden. Auf externe Risiken, also solche, die von außen an den Verein herangetragen werden, hat ein Verein selten Einfluss. Hier können gegensteuernde Maßnahme überlegt werden, damit im Ernstfall eine Art Schlachtplan feststeht, an den sich Funktionäre halten müssen.

Ihr CMS spiegelt im besten Fall Ihre vereinseigenen Risiken wider und kann unter anderem zu den folgenden Punkten Stellung nehmen:

Mit welchem festgelegten Prozess werden über Fördergelder entschieden?
Nach welchen objektivierbaren Kriterien wähle ich Werbepartner aus?
Welchen Umgang pflege ich mit Sponsoring Partnern?
Welche Prüfungs-, Kontroll- und Freigabemechanismen müssen bei bedeutenden Entscheidungen eingehalten werden?
Welche ärztliche Betreuung der Spieler soll vorgegeben werden und mit welcher Art von Ärzten möchte ich kooperieren?
Wie gehe ich mit Dopingverdachtsfällen um?
Möchte ich ein Whistleblower System etablieren?
Möchte ich einen transparenten Einstellungsprozess bei neueintretenden Arbeitnehmern verfolgen?

WAS kann ich als Verein oder Verband tun?

Vereine oder Verbände sollten sich gemeinsam mit einem spezialisierten Anwalt in einem ersten Schritt überlegen, welche Art von CMS aufgebaut werden soll. Denn es können nicht nur Regularien gesetzlicher Natur in einem CMS festgelegt werden. Compliance Systeme können auch festlegen, welchen Standard ich in meinem Verein oder Verband umgesetzt haben möchte. Das können Werte oder Leitsätze sein, die das Vereinsimage nach Außen transportieren sollen und dem Verein ein Gesicht geben. Ähnlich wie es Echte Liebe von der Borussia geschafft hat.

In einem zweiten Schritt geht es um die Ermittlung von konkreten Schwachstellen und bestehenden rechtlichen Risiken. Diese können strafrechtlicher, steuerrechtlicher sowie wirtschaftsrechtlicher Art sein.

In einem dritten Schritt wird ein konkretes CMS etabliert, indem zu den aufgeworfenen Risiken Stellung bezogen wird, indem Prozesse festgelegt werden. Dies kann bedeuten, dass für bestimmte Geschäftshandlungen das 4 Augen Prinzip eingeführt wird oder Zuständigkeiten im Sinne der gegenseitigen Kontrolle doppelt vergeben werden.

WER profitiert im Sport davon?

Jeder, der mit dem Verein wirtschaftlich verbunden ist!

Ein juristisch sauber aufgestelltes CMS fördert die positive Reputation des Vereins bzw. Verbandes, weil imageschädliche Handlungen durch ein funktionierendes Kontroll- und Sanktionssystem unterbunden werden. Die Außenwahrnehmung entscheidet darüber, ob man Ihren Verein als wertvollen Sponsoring Partner wahrnimmt. Als negativ Beispiel soll das Sponsoring des Teams Telekom angeführt werden, welches der Telekom durch Dopingaffären nicht den gewünschten Imageboost verliehen hat.

Ein glaubwürdiger Verein, der als Unternehmenskultur Doping nicht duldet, zieht Spielerpersönlichkeiten an, die einen sauberen Sport verfolgen und ihre Karriere langfristig planen und nicht das Risiko einer lebenslangen Sperre eingehen. Neben der Vermeidung von strafrechtlichen Risiken wie dem Betrug (§ 263 StGB) und Doping (§§ 2, 3 AntiDopG), können für Vereine der Lizenzentzug, Sperren oder Strafzahlungen drohen.

Fazit zum CMS im Sport

Ein CMS mit einem gelebten tone from the top etabliert eine verbindliche Unternehmenskultur und legt Toleranzgrenzen fest. Es dient dem Sport sein Image der Vetternwirtschaft abzulegen und steigert lukrative Einnahmemöglichkeiten, durch professionelle Führungsstrukturen. Sprechen Sie uns gerne an und wir legen gemeinsam fest, welche Werte und Normen durch ihr CMS transportiert werden sollen, welche Stellen Ihres Vereins oder Verbandes gezielt geschult werden müssen und wie Ihre Sportler nachhaltig über das Verbot des Selbstdopings aufgeklärt werden.

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