12. Oktober 2023

Der demografische Wandel hat auch im Gesundheitssystem spürbare Auswirkungen und betrifft zunehmend die Zahnärzteschaft. In einigen Regionen nähert sich bis Ende 2023 sogar ein alarmierender Engpass: 57 % der aktiven Zahnärzte werden das Rentenalter erreichen. Die Anzahl potenzieller Praxisnachfolger für den Praxisverkauf an die nächste Generation ist begrenzt. Dies bedeutet zweifellos, dass der erfolgreiche Verkauf Ihrer Praxis an den gewünschten Nachfolger eine aktive Vorbereitung erfordert. Zurücklehnen ist keine Option mehr.

Frühzeitige Vorbereitung des Praxisverkaufs

Niemand kann den zukünftigen Wert Ihrer Praxis vorhersagen, und es ist ungewiss, ob ein geeigneter Nachfolger gefunden wird. Darüber hinaus haben Veränderungen im Gesundheitswesen auch Auswirkungen auf den Praxisverkauf, was eine frühzeitige Vorbereitung erforderlich macht. In unserer Beratungspraxis hat sich ein Zeitraum von etwa 5 Jahren für die Suche nach einem Nachfolger und Planung der Praxisübergabe bewährt.

Eigentum an der Praxisimmobilie überdenken

Gehört eine Praxisimmobilie zum Betriebsvermögen, sollten zudem rechtzeitig Rechts- und Steuerberater eingebunden werden, um beim Verkauf der Praxis Steuernachteile zu vermeiden. In diesem Fall muss nämlich beim Verkauf der Praxis der erhebliche Wertzuwachs versteuert werden. Es ist daher ratsam, frühzeitig zu prüfen, ob es sinnvoll ist, die Immobilie in eine Immobiliengesellschaft zu übertragen.

Den potenziellen Käuferkreis identifizieren

Es ist wichtig, den potenziellen Käuferkreis genau zu definieren. Möchten Sie einen Anteil an einer Gemeinschaftspraxis oder einem MVZ verkaufen oder die gesamte Praxis? Wie viele Nachfolger suchen Sie oder sind realistisch in der Lage, die Praxis fortzuführen? Ist Ihre Praxis für den Verkauf an einen Investor geeignet?

Nachdem Sie den Entschluss gefasst haben, Ihre Arztpraxis zu verkaufen, ist die Identifikation des passenden Käuferkreises von entscheidender Bedeutung. Der Erfolg des Verkaufsprozesses und die Sicherstellung einer reibungslosen Übergabe hängen in hohem Maße davon ab, den richtigen Käufer zu finden. Hier sind einige Schlüsselüberlegungen:

1. Art des Praxisverkaufs

Zuerst sollten Sie festlegen, ob Sie einen Teil Ihrer Praxisanteile in einer Gemeinschaftspraxis oder einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) verkaufen möchten, oder ob der gesamte Praxisbetrieb übergeben werden soll. Dies beeinflusst, welche Art von Käufern infrage kommen. Ein Teilverkauf kann beispielsweise für erfahrene Kollegen in Ihrer Praxis oder externe Ärzte, die in Ihr MVZ einsteigen möchten, attraktiv sein.

2. Anzahl der Nachfolger

Die Anzahl der Nachfolger, die Sie suchen oder realistisch in der Lage sind, in Ihrer Praxis zu integrieren, spielt eine entscheidende Rolle. Wenn Sie mehrere Nachfolger suchen, müssen Sie Kandidaten finden, die in das bestehende Team passen und die Praxis erfolgreich weiterführen können.

3. Eignung für Investoren

Nicht jede Arztpraxis eignet sich für den Verkauf an einen Investor. Die Eignung hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Rentabilität der Praxis, die Größe, die Standortattraktivität und die langfristige Wachstumsperspektive. Die Prüfung dieser Aspekte hilft Ihnen dabei, festzustellen, ob Ihre Praxis für Investoren interessant sein könnte.

4. Zielgruppendefinition

Basierend auf den oben genannten Überlegungen sollten Sie eine klare Vorstellung davon entwickeln, welche Art von Käufern Sie ansprechen möchten. Mögliche Zielgruppen könnten sein:

  • Junge Ärzte oder Ärztinnen, die nach einer Übernahmemöglichkeit suchen, um ihre eigene Praxis zu gründen.
  • Erfahrene Kollegen in Ihrer Praxis, die bereit sind, in die Geschäftsführung einzusteigen.
  • Externe Ärzte, die nach einer Praxisübernahme suchen, um ihren Patientenstamm zu erweitern.
  • Investoren oder Gruppen, die in Gesundheitsdienstleistungen investieren möchten.

5. Beratung und Unterstützung

Die Identifikation des richtigen Käuferkreises erfordert oft professionelle Unterstützung. Ein erfahrener Medizinrechtler mit Schwerpunkt auf dem Gesellschaftsrecht kann Ihnen bei der Auswahl der geeigneten Käufer behilflich sein und den Verkaufsprozess effizient und rechtssicher gestalten.

Die sorgfältige Definition des potenziellen Käuferkreises ist ein entscheidender Schritt, um sicherzustellen, dass Ihr Praxisverkauf erfolgreich verläuft. Mit einem klaren Verständnis Ihrer Präferenzen und Zielpersonen können Sie gezielt nach den besten Kandidaten suchen und so den Übergang Ihrer Praxis in gute Hände sicherstellen.

Erfassung und Auswertung der Praxis- und Patientenstruktur

Sind die BWAs aktuell und wie hoch sind die Einnahmen und Ausgaben der Praxis? Wie verteilen sich die Ausgaben und Einnahmen? Welchen Altersdurchschnitt haben die Patienten? Wie viele Patienten sind gesetzlich und wie viele privat versichert? Wie hoch ist der durchschnittliche Umsatz, der pro Patient erzielt wird? Kann dieser Umsatz realistisch auch von einem Nachfolger erzielt werden? Ein gut beratener Käufer wird all diese Fragen stellen. Daher sollte der Verkäufer die entsprechenden Daten bereits vorbereitet haben, um den richtigen Nachfolger zu finden. Wenn Sie an einen Investor verkaufen, gehören die Aufbereitung der Praxiszahlen und eine umfassende Due Diligence ohnehin zum Standard. Doch auch hier empfiehlt sich die Betreuung durch einen versierten Medizinrechtler mit Erfahrung, denn schon bei der LOI kann viel Potenzial liegen bleiben.

Umgang mit riskanten Arbeitsverträgen

Risikoreiche Arbeitsverträge, wie beispielsweise die Verwendung von Musterverträgen aus dem Internet oder die immer wieder neue Verwendung jahrealter Verträge, können sich negativ auf den Verkaufspreis auswirken. Insbesondere können diese die Verhandlungsposition des Verkäufers unnötig schwächen. Bei einem Praxisverkauf erfolgt ein sogenannter Betriebsübergang gemäß § 613a BGB. Das bedeutet, dass die Arbeitsverträge automatisch kraft Gesetzes auf den Käufer übergehen. Sorgfältig ausgearbeitete Arbeitsverträge, die zudem fortlaufend auf dem aktuellen Stand gehalten werden, erhöhen den Wert der Praxis. Im Gegensatz dazu senken risikobehaftete Arbeitsverträge den Kaufpreis. Da die Überarbeitung der Arbeitsverträge ebenfalls Zeit in Anspruch nimmt, ist es sinnvoll, dies frühzeitig zu tun. Wenn bereits Gespräche mit potenziellen Nachfolgern geführt werden, ist es oft zu spät für eine Überarbeitung der Verträge.

Strategische Investitionen in Erwägung ziehen

Ein erfolgreicher Praxisverkauf erfordert, dass Ihre Praxis gut aufgestellt ist und für den Wunschnachfolger attraktiv ist. Investitionen und Praxisverkauf mögen auf den ersten Blick nicht zusammenpassen, aber es kann sinnvoll sein, rechtzeitig vor dem Verkauf Investitionen zu tätigen, um die Praxis für den Verkaufsprozess attraktiver zu gestalten. Denn in der heutigen Zeit bestimmt der Käufer den Markt und wird eine Praxis, in der umfangreiche Investitionen erforderlich sind, möglicherweise nicht übernehmen oder jedenfalls nicht zum gewünschten Kaufpreis.

Der Mietvertrag als Risikofaktor

Der Mietvertrag wird oft vernachlässigt, was lange Zeit gut funktionieren kann – bis zur Praxisabgabe. Dann stellen sich regelmäßig wichtige Fragen für den potenziellen Nachfolger. Dabei geht es vor allem darum, ob der Mietvertrag eine Klausel vorsieht, um den Mietvertrag auf den Käufer zu übertragen. Auch, ob es eine Rückbauverpflichtung gibt, und welche finanziellen Auswirkungen dies hat, ist für den Käufer von Bedeutung. Ebenso die Laufzeit des Mietvertrags und die Frage, ob die Mietoptionen korrekt ausgeübt wurden.Der Mietvertrag sollte daher so früh wie möglich im Hinblick auf die Praxisabgabe überprüft werden. Andernfalls wird der Prozess unnötig in die Länge gezogen.

Abschließender Tipp zum Praxisverkauf

Die Praxisabgabe ist ein einmaliger Prozess im Berufsleben. Fehler in diesem Prozess sind in der Regel nicht rückgängig zu machen und können das Lebenswerk beeinträchtigen. Daher sollten Sie hier rechtzeitig planen und erfahrene Berater hinzuziehen. Damit Sie am Ende das zu erhalten, was Sie sich vorgestellt haben.

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