2. September 2009

Unter dem Titel „Ein unfassbarer Skandal“ berichtet die dpa gestern, dass immer mehr niedergelassene Ärzte Geld für die Einweisung ihrer Patienten in Krankenhäuser nehmen. Der Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, kritisiert dies als „unfassbaren Skandal“.

Nun verwundert es kaum, dass eine Patientenschutzorganisation solche Kommentare von sich gibt. Verwunderlicher ist, dass auch der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Rudolf Kösters, ins gleiche Horn bläst und die „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ wissen lässt, dass es sich hierbei „nicht mehr nur um Einzelfälle wie vor zwei oder drei Jahren“ handelt. Und auch die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) hatte macht auf das Probleme der Zuweiserpauschalen aufmerksam.

Und nun lässt sich die KBV vor der Karren dieser Diskussion spannen und lässt über die Ärzte-Zeitung vom 01.09.2009 wissen, dass sie „hart gegen Prämien vorgehen“ will.

Für mich ist diese Debatte eine verlogene Diskussion, die offenbar gut in Wahlkampfzeiten passt. Kaum entsteht der Verdacht, Ärzte würde Geld verdienen, wird die Neidkeule geschwungen.

In der Folge schlägt nun jeder auf jeden ein. Wie Spiegel-Online heute berichtet, behaupten die Ärztevertreter, dass die Kliniken die niedergelassenen Ärzte bestechen. Die Kliniken hingegen werfen den Ärzten vor, sich für Geldforderungen eigens zusammenzuschließen. Die Krankenkassen wiederum greifen beide Seiten an – und kritisierten deren gegenseitige Schuldzuweisungen für die lange im Dunkeln gebliebenen Praktiken.

Mit dieser Art der Diskussion dürfte am Ende niemandem gedient sein. Dies umso mehr, als die Diskussion an der Wirklichkeit ohnehin vorbeigeht. Mich wundert, warum die KBV sich hier nicht vor die angegriffene Ärzteschaft stellt und darauf hinweist, dass es üblich, zulässig und erforderlich ist, dass Niedergelassene und Kliniken eng verzahnt zusammenarbeiten. Und was ist falsch daran, dass Niedergelassene, die zu diesem Zweck investieren, hierfür auch ein Honorar erhalten?

Die Zusammenarbeit zwischen Kliniken und Niedergelassenen ist seit vielen Jahren politisch gewollt. Warum wird dies konterkariert durch populistische Ärztekritik?

Richtig ist, dass eine Patientenzuweisung gegen Entgelt unzulässig ist und bleiben soll. Aber warum sollten zum Beispiel prä- oder poststationäre Untersuchungen unhonoriert bleiben?

Es mag – wie immer – schwarze Schafe geben. Dass die KBV aber in eine Diskussion einsteigt, die die gesamte Ärzteschaft mal wieder über Bausch und Bogen als Abzocker dastehen lässt, das ist für mich der eigentliche Skandal.

Die ganze Diskussion wäre zu vermeiden, wenn der Gesetzgeber einen gesetzlich Honorar-Rahmen für solche Fälle schaffen würde. Kurzfristig dürfet damit aber kaum zu rechnen sein…

Mit den besten Grüßen
Jens Pätzold
www.medizinanwaelte.de

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