11. März 2014

Im Göttinger Transplantationsskandal hat am Montag ein Arzt schwere Vorwürfe gegen einen langjährigen Chefarzt des Universitätsklinikums erhoben.

Neben dem ehemaligen Leiter der Transplantationschirurgie wird nun auch der Ex-Chef der Gastroenterologie am Uniklinikum Göttingen schwer beschuldigt. Insbesondere wird ihm vorgeworfen Ärzte aufgefordert zu haben falsch Angaben zu Krankheitssymptomen von Patienten zu machen. So gab der Zeuge zu Protokoll, das Assistenzärzte Krankheitssymptome erfinden sollten damit die betreffenden Patienten nicht ambulant sondern stationär behandelt werden konnten. Sofern man sich weigerte, habe man großen Ärger bekommen. Der Zeuge selbst soll aufgrund einer solchen Weigerung der Abteilung verwiesen worden sein.

Der ehemalige Leiter der Gastroenterologie hatte eng mit dem Chefarzt der Transplantationsmedizin zusammen gearbeitet. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Leiter Gastroenterologie ebenso wie dem Leiter der Transplantationschirurgie vor, durch die Meldung manipulierter medizinischer Daten an die Stiftung EURO-TRANSPLANT Patienten als kränker dargestellt zu haben, als sie tatsächlich waren, damit sie schneller eine Spenderleber zugeteilt bekamen.

Dem Gastroenterologen wird insoweit insbesondere vorgeworfen den Profit über das Wohl des Patienten gestellt zu haben. Die Leitung seiner Abteilung sei von einem totalen Opportunismus geprägt gewesen, diskutiert wurde nicht. Sobald man Fragen gestellt habe, sei man darauf hingewiesen worden, dass man „die Klappe halten solle“. Der Zeuge sagte des Weiteren aus, dass insbesondere der Konkurrenzkampf zwischen den Transplantationszentren den Skandal begünstigt haben solle.

Des Weiteren übte er heftige Kritik an den Strukturen des Gesundheitswesens aus. Insbesondere der Konkurrenzkampf mit der medizinischen Hochschule Hannover habe dazu geführt, dass man die Transplantationszahlen, wie auch immer, habe nach oben treiben wollen. Insbesondere die strukturellen Missstände seien ein größeres Problem in Deutschland als die Verfehlung des Einzelnen. Der Zeuge nahm somit den Angeklagten Transplantationschirurgen in Schutz, den er als brillanten Operateur und als souveränen und sehr noblen Menschen kennengelernt habe.

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